Donnerstag, 29. Mai 2014

Mit Zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung von Valentina D'Urbano




Handlung
Beatrice und ihr bester Freund Alfredo wachsen an einem Ort auf, in den kein Außenstehender freiwillig einen Fuß setzen würde. Sie sind die Aussätzigen der Gesellschaft und haben von Geburt an einen Ruf, den sie nicht rein waschen können. So sehr sie sich auch bemühen.

Drogen, Sex, Gewalt und Perspektivlosigkeit gehören zur Tagesordnung. Beatrice und Alfredo werden von allen nur die Zwillinge genannt und genau das sind sie. Sie sind gleich und dennoch unterschiedlich. Sie hassen sich. Sie lieben sich. Eine Geschichte und eine Beziehung, wie sie widersprüchlicher nicht sein könnte an einem Ort, den die Welt schon vergessen hat...
Tja, wo soll ich bei diesem Buch bloß anfangen? Einige haben ja sicherlich meine Status-Updates auf Goodreads verfolgt und es war ein regelrechtes hin und her mit diesem Buch. Es war ein Zufallskauf, kein Buch welches ich fest auf meiner Wunschliste hatte. Oftmals sind es gerade diese Bücher, die mich im Sturm erobern. Leider war es bei diesem nicht der Fall und dennoch weiß ich schon jetzt, dass ich diese Geschichte nicht so schnell vergessen werde und das, was die Autorin in mir hervorgerufen hat...

Aufmachung
An und für sich ist die Aufmachung nicht sonderlich hervorzuheben, das Cover hingegen finde ich toll. Es gibt den Inhalt, eher gesagt das was in der Protagonistin vor sich geht, sehr gut wieder. Mehr muss ich dazu nicht sagen und gehe gleich über zum Punkt

Idee/Handlung
Die Idee fand ich grandios. Ich erhoffte mir hier nicht so eine "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute"-Geschichte, die bekam ich auch nicht. Denn hier geht es um eine Hass-Liebe. Es wird dem Leser vor Augen geführt, wie sehr zwei Menschen voneinander abhängig sein können. Die Co-Abhängigkeit spielt hier also eine zentrale Rolle. So gesehen hat mir das sehr gut gefallen, konnte mich aber nicht vollends überzeugen. Leider. Hier wäre bei weitem mehr drin gewesen und gerade das finde ich so schade. Andererseits schreibe ich selbst und weiß wie schwer manchmal die Erstellung der Handlung sein kann. Wenn ich richtig informiert bin, ist dies sogar das Debüt der Autorin, von daher will ich nicht so hart mir ihr ins Gericht gehen. Dieses Buch ist dennoch irgendwo fesselnd, tiefgründig und wahrlich keine leichte Kost.

Die ganze Zeit über war ich hin und hergerissen, einerseits wollte ich es abbrechen musste jedoch im Gegenzug weiterlesen um zu wissen, wie es mit den beiden weiter geht.



Schreibstil 

"Ich trank seine Beleidigungen wie Honig."
[ Zitat, Seite 221]

Auf dem Buchrücken wird er als genügsam, eindringlich gar so beschrieben, als wäre er mit Flaschenscherben geschrieben worden. Ich war mal so frei es zu zitieren.

Nun, es gab sicherlich ein paar verdammt gute Metaphern usw., aber alles in allem war er gut mehr aber auch nicht. Es war mir zu viel Umgangssprache darin. Einerseits authentisch, aber andererseits hat es mich nach und nach genervt. Das


Lesetempo
war befriedigend. Ich hatte schon Bücher, die mich mehr gefesselt haben und bei der Seitenzahl hätte ich für gewöhnlich nicht so lange gebraucht, um es zu beenden. Zum

Unterhaltungswert
kann ich nur sagen, dass mir vor allem in Bezug auf die Spannung das "Mitreißen", alles ein bisschen zu spät aufgetischt wurde. Leider. So richtig emotional dabei war ich als Leser erst auf den letzten 30 Seiten, da könnte ich jetzt lügen. Wobei wir auch schon bei den


Charakteren
wären. Ich kam mit ihnen erst - wie oben erwähnt - auf den letzten 30 Seiten zurecht. Ich verstand vor allem die Protagonistin auf einmal und zollte ihr den höchsten Respekt. Dennoch 30 Seiten sind - in diesem Fall - kein ganzes Buch und ich möchte nicht erst gegen Ende der Geschichte wissen, wer die Charaktere sind. Unterm Strich in meinen Augen: Mangelhaft oder ausreichend. Da komme ich zu keinem endgültigen Ergebnis. Das

Setting
hingegen war brillant! Ich habe förmlich den Staub der Straßen im Mund gehabt, den Gestank der Hausflure. Hier hat die Autorin ganze Arbeit geleistet meiner Meinung nach. Es war rund und ich als ein Mensch, der noch nie in einer Gegend wie La Fortezza (dt. die Festung) gewesen ist, konnte mir dennoch ein genaues Bild vom Handlungsort machen. In Bezug auf die

Überraschungen
kann ich nur sagen: -------------- nope --------------------. Eine kleine vielleicht gegen Ende und diese war so an den Haaren herbeigezogen, dass mir die Kinnlade herunterfiel. Allerdings nicht, weil ich überrascht war über die Wendung, ich war eher überrascht nach dem Motto "Wie, wann, warum soll DAS denn bitte passiert sein?!". Schade, schade, schade. Aber unterm Strich wollte ich bei diesem Buch nicht sonderlich viele Überraschungen bekommen, sondern habe hier ein Buch erwartet, dass mich nachdenklich stimmt. Dazu gleich mehr. Vorher möchte ich noch kurz etwas zur

Umsetzung
sagen. Da wäre wirklich ein bisschen mehr drin gewesen! Es wurmt mich gerade richtig. Es ist so ein toller Plot. So großes Potential. Man hätte hier und da noch einige Charaktere viel mehr in den Fokus bringen können, die Mutter von Beatrice, z.B. was weiß ich. Zwar standen hier Bea und Alfredo im Fokus der Geschichte, aber dennoch hatte ihre Mutter doch auch eine Bindung zu ihm, aber ich will nicht spoilern. Kommen wir nun, wie versprochen, zur

Nachdenklichkeit,
denn auch wenn ich überwiegend negative Bemerkungen zu diesem Buch gemacht habe, so muss ich schon sagen, dass es mich sehr zum Nachdenken gebracht hat.

Ich versuchte die ganze Zeit über zu verstehen, wie es Menschen geht, die in solchen Verhältnissen aufwachsen, oder wie man in so eine Co-Abhängigkeit rutschen kann und wie ich mich an der Stelle der Charaktere verhalten hätte. Leider kann ich zum

Bildungswert/Message
nicht sonderlich viel sagen. Die Message des Buches geht meiner Meinung nach mit der Nachdenklichkeit einher und von daher wurde hier alles gesagt.





Ein Buch von dem ich mir sehr viel erhofft habe. Es war die ganze Zeit über ein hin und her. Dennoch ist es aber auch ein Buch, das ich nicht so schnell vergessen werde. Es ist ein Buch bei dem manch einer bestimmt nicht sagen kann, ob er es mag oder nicht, genauso wie ich...


Originaltitel: Il Rumore dei tuoi passi
Autor:Valentina D´Urbano
Reihe/Einzelband: Einzelband
Seitenzahl: 280
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)
Erscheinungsjahr:2014
Format: Broschiert
Preis: 14,90 €

(ohne Gewähr)