Montag, 10. Juni 2013

Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern



Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern von Rebecca Wells


Handlung
Es waren einmal vier Mädchen, die schworen sich im Herzen Louisianas ewige Freundschaft und nannten sich fortan die Ya-Ya-Schwestern. Die vier Mädchen hießen Vivi, Caro, Teensy und Necie. Sie teilten Freud und Leid miteinander und lebten ganz anders, als man es von ihnen zu Zeiten des zweiten Weltkriegs erwartet hätte. Die Mädchen wurden älter und bekamen selber Kinder, doch ihre Freundschaft war stets ein fester Anker, der ihnen in allen Lebenslagen Halt gab.

Eines Tages waren auch die Kinder der Ya-Yas erwachsen. Eines von ihnen, Sidda (die älteste Tochter von Vivi) ist gerade dabei ihren Durchbruch als Theaterregisseurin zu feiern und gibt dementsprechend auch Interviews. In einem dieser Interviews steht nicht das Theaterstück im Fokus sondern Siddas Privatleben. Öffentlich, in einer Zeitung, bezichtigt Sidda ihre Mutter der Kindesmisshandlung.

Daraufhin reagiert Siddas Mutter zwar mit Zorn, so wie es vermutlich jeder tun würde, darüber hinaus aber schickt sie ihrer Tochter ein Album mit dem Titel "Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern".

Sidda taucht ab in die Vergangenheit ihrer Mutter und sie erfährt, dass.....Tja, was erfährt Sidda? Das verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht!


                                         Meine Meinung                                        

"Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern" ist ein Buch, dass mich in die Hitze Louisianas der 40er Jahre katapultiert und mich darüber hinaus zutiefst berührt hat.

Primär gesehen geht es hier um fiktive Charaktere und dennoch um eine Person, die jeder von uns kennt: Die Mutter. Denkt für einen Moment einmal an eure Mutter. Wie ist sie und wie war es bisher mit ihr? Manch einer  wird  behaupten: "Bei uns war immer alles gut" oder "Ich kenne meine Mutter besser als mich selbst". 

Es tut mir Leid, wenn ich manch einen von euch nun enttäuschen muss, aber ich glaube nicht, dass wir unsere Mütter kennen. Wir kennen sie vielleicht von dem Moment an, an dem die Nabelschnur durchtrennt wurde und wir somit Teil ihres Lebens wurden, aber was ist mit dem Leben, das unsere Mutter VOR UNS geführt hat? Kennen wir wirklich jede Geschichte? Sagt unsere Mutter uns immer die Wahrheit? Und wenn nicht: Warum? Mit Sicherheit wollen sie uns beschützen, aber gut, später mehr dazu, vorerst möchte ich meine Meinung über die

Aufmachung
des Buches mitteilen. Die finde ich ganz gut. Es ist ein Taschenbuch und eigentlich gibt es hier nichts besonderes hervorzuheben, aber ganz ehrlich: Wen interessiert schon das Cover? Meiner Meinung nach hätte man die einzelnen Erzähl-Perspektiven ein bisschen übersichtlicher strukturieren können (dazu später mehr),  aber dennoch habe ich den Überblick nicht verloren und somit kann ich mit dem kleinen Manko leben.

Idee/Handlung
der Geschichte ist - ja, wie ist sie? Sie befasst sich mit zwei Menschen, die vom Tag der Geburt an - theoretisch - für immer miteinander verbunden sind. Die Handlung, die mir auf der Rückseite des Buches beschrieben wurde, hat sofort mein Interesse geweckt.

Wer meinen Beitrag zum [Book Haul] Juni #1 gelesen hat der weiß, dass ich dieses Buch ganz spontan ausgeliehen habe und ich bin froh, dass ich durch die Verkettung von komischen Umständen dazu gekommen bin, dieses Buch zu lesen.

Die Handlung ist sehr komplex und befasst sich mit einem sehr schweren Thema: Kindesmisshandlung. Aber nicht nur dieses, auch Themen wie Freundschaft und Schuld bilden das Gerüst zu dieser Geschichte. Die Idee hat sogar Hollywood interessiert und somit ist aus diesem tollen Buch auch ein Film geworden, in dem u. a. Sandra Bullock den Figuren auf der Bildfläche Leben eingehaucht hat. Der


Schreibstil 
der Autorin...hm...Was ist die Steigerung von "GENIAL"? Geschrieben wurde dieses Buch zum einen aus Sicht des Allwissenden Erzählers und darüber hinaus auch noch aus der "Ich-Perspektive" einiger der Charaktere. Das wechselte ab und an, hat aber für keinerlei Verwirrung beim Lesen gesorgt.

Die Idee der Autorin, sich nicht auf eine Perspektive zu verbeißen, fand ich verdammt gut und ich stellte mir dauernd die Frage "Wie kann jemand nur so verdammt gut schreiben?" Ich war nicht mehr in Deutschland auf meinem Balkon immer darauf bedacht meine Liege so zu drehen, dass ich wenigstens ein bisschen "beige" werde diesen Sommer - Nein. Ich war in der Hitze Louisianas, umgeben von Flüssen und Sonnenblumen. Ich war unterwegs in einem Cabrio und Teil der Geschichte. Und mal ehrlich, diese Aussage meinerseits kann ja nur darauf schließen lassen, dass R. Wells ihren Job hier richtig gemacht hat und die Buchstaben auf ihrer Tastatur zu den richtigen Sätzen zusammengefügt hat, oder?

Wie man anhand meiner bisherigen Lobeshymnen sicherlich unschwer erahnen kann, war das


Lesetempo
hier so schnell, dass ich froh bin, dass man hierfür kein Ticket erhalten kann, denn wäre es so, hätte ich keine Fahrerlaubnis mehr für die nächsten drei Jahre, so schnell habe ich das Buch gelesen. Einzig die schwere Thematik zwang mich dazu, zwischendurch alles einmal Sacken zu lassen und die gerade erhaltenen Informationen zu verarbeiten. Der


Unterhaltungswert
war besser, als ich erwartet hätte. Ich habe mich über die Ya-Yas schrottgelacht und ab und an auch den Kopf geschüttelt. Ich meine die Ladys leben nach dem Motto "Rauchen, trinken, niemals denken"!!! Was da bei denen so an der Tagesordnung war, könnt ihr euch sicherlich denken, nicht wahr?

Ich war zeitweise so erschüttert von dem was ich über die Beziehung von Sidda und ihrer Mutter erfahren habe, dass ich mich dauernd fragen musste, wie eine Mutter ihrem eigenen Fleisch und Blut physisches und psychisches Leid zufügen kann?! Wie verzweifelt und am Ende seiner Kräfte muß eine Mensch sein um statt der Worte einfach nur den Gürtel sprechen zu lassen?!

Alles in allem ist dieses Buch die perfekte Mischung aus Komödie und Tragödie.

Charaktere
waren das in diesem Buch schon nicht mehr. Es waren für mich Menschen aus Fleisch und Blut.

Die Yayas, also die vier Frauen um die sich diese Geschichte auch dreht, sind allesamt bombastisch ausgearbeitete Charaktere.

Fangen wir mal bei Sidda und ihrer Mutter, Vivi, an. Sie haben eine sehr verworrene Beziehung zueinander, die sie selbst wohl nicht genau beschreiben können, wie sollte ich das dann also tun?

Sidda wurde von ihrer Mutter als Kind misshandelt. Dennoch hat sie ihr Leben halbwegs in den Griff bekommen. Sie ist Theaterregisseurin und aufgrund der traumatischen Erlebnisse in ihrer Kindheit auch noch im Alter von 40 in Therapie. Liebe zeigen kann sie nicht, einzig ihr Hund ist es, den sie wirklich an sich heran lässt. Sie denkt an ihre Kindheit, in der sie auch viel von den Ya-Yas umgeben war, mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.

Im Verlauf der Geschichte fängt sie an, über ihr Leben und demzufolge auch automatisch über das ihrer Mutter nachzudenken. Sie ist ein verletzter, sarkastischer Mensch, den ich jedoch - oder gerade aufgrund ihres Backgrounds - sehr in mein Herz geschlossen habe.

Bei ihrer Mutter Vivi muss ich vorsichtig sein was ich schreibe, denn ich möchte keinesfalls, dass ihr es falsch versteht. Wisst ihr noch, was ich am Anfang dieser Rezension über unsere Mütter gesagt habe? Das wir vielleicht einige Dinge aus ihrer Vergangenheit nicht wissen? So ist es bei Vivi. Wir erfahren auf den ersten paar Seiten nur, dass sie ihre Kinder geschlagen hat. Etwas, dass ich absolut NICHT unterstütze und absolut inakzeptabel finde. ABER- jetzt kommt das große aber - als ich erfuhr, was ihr selbst in ihrer Kindheit wiederfahren ist, habe ich es irgendwo auch verstanden. Scheinbar hat sie es nicht anders gelernt und setzt diese schlechte Erziehungsmethode auch bei der Erziehung ihrer eigenen Kinder um. Dann noch ihre Ehe: Ich meine stellt euch mal vor, ihr lebt in den 40ern, habt als Frau nichts zu melden. Wäsche waschen, kochen, bügeln, Kinder gebären und am Sonntag nach dem Gottesdienst hat der Braten auf dem Tisch zu stehen.

Mit der Kindererziehung lässt euer Mann euch auch im Stich, denn er hat ja wichtigere Dinge, wie z. B. Jagen, zu tun. Damit will ich jetzt nicht sagen "Hey, ist schon o.k., dass sie ihre Kinder geschlagen hat, immerhin hatte sie ja auch verdammt viel um die Ohren." Keineswegs! Wie gesagt: Gewalt gegenüber Kindern und anderen wehrlosen Geschöpfen ist ein absolutes No-Go. Aber ich finde jeder kann durch Vivi lernen, dass man einen Menschen nicht nur verurteilen und an den Pranger stellen sollte, sondern vorher vielleicht auch einmal die Ursache, den Kern des Bösen, herausfinden. Später mehr dazu unter "Nachdenklichkeit". Gehen wir mal kurz über zum 

Setting
Thornton, Louisiana - Südstaaten in den Zeiten 1930-1995, somit hätte man vom zweiten Weltkrieg, über Elvis, Schlaghosen der 70er, Schulterpolster der 80er bis hin zu Plateauschuhen der 90er alle Dekaden des letzten Jahrhunderst in einem Buch :D

Es wird zwar nicht auf jedes Jahrzehnt eingegangen aber es war schön, zumindest einem Hauch von jeder  Zeit mitzubekommen. 

Überraschungen
Ein paar Dinge sind passiert, die mich positiv, wie auch negativ überrascht haben. Ich würde den Überraschungsfaktor als "befriedigend" bewerten. Auf den ersten Blick vielleicht ein schlechtes Urteil, aber ich glaube noch mehr Input hätte dieser Geschichte geschadet und somit gehen wir mal über zu meiner Meinung über die

Umsetzung
dieser Idee.  Bei diesem Buch passt alles, ich habe ganz und gar nichts auszusetzen. Was soll ich noch groß drum herum reden? Genial!!! Auch die

Nachdenklichkeit
- angefangen bei der Rassentrennung, über den Krieg, usw. - was schon verdammt schlimme Themen sind -bis hin zum Grundbaustein dieser Geschichte - ich war in Bezug auf Nachdenklichkeit so beschäftigt, dass ich sogar beim Schreiben des Einkaufszettels überfordert war weil mich dieses Buch so sehr beschäftigt hat.

Ich habe mich gefragt, was mit den Menschen von uns ist, die in Bezug auf ihre Mutter keine positiven Erinnerungen haben? Die vielleicht wie Sidda geschlagen wurden? Natürlich hätte so etwas nie passieren dürfen, aber was ist mit deren Müttern? Was ist ihnen wiederfahren? Vielleicht dasselbe? Vielleicht schlimmeres? Ich kann mich nur wiederholen um ja keinen falschen Eindruck bei euch zu erwecken: Es ist keine Entschuldigung.

Dennoch stelle ich mir die Frage: Was werden wir für Mütter/Väter? Bessere als die unseren? - das versucht doch nun wirklich jeder, oder? Womit ich keinesfalls sagen möchte, dass meine Eltern schlecht sind, im Gegenteil, aber jeder von uns nimmt sich doch aus vergangenen Situationen, die er/sie erlebt hat vor "DAS mache ICH aber später anders bei meinen Kindern" Na? Gibt es zu, dieser Satz ist bestimmt auch schon einmal über eure Lippen gekommen oder? (Bei mir ging es damals darum, ob ich mir ein Bauchnabel-Piercing stechen darf - Hallo?! Es waren die 90er! Also bitte KEIN KOMMENTAR!!!)

Ich denke mal, man kann versuchen, es anders zu machen, aber wer weiß, was unsere Kinder uns später vorwerfen werden? Vermutlich dasselbe...

Bildungswert
Man erfährt hier einiges über diverse Ereignisse der damaligen Zeit, die "tollen" Wertvorstellungen usw. Man lernt hier viele Dinge zu hinterfragen, so man gewillt ist. Aber ich denke mal, es ist nun Zeit für mein  




                                                   Fazit                                                 


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                                                                                Ein Highlight!
Dieses Buch hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen!


Ich habe dieses Buch aus einem Impuls heraus ausgeliehen, weil mir die ersten Seiten beim Warten in der Schlange so gut gefallen haben. Es hat mich in ein Wechselbad der Gefühle und vor allem in Sachen "Nachdenklichkeit" an meine Grenzen getrieben. 

Bitte, ich flehe euch an, lest dieses Buch! Es steckt soviel mehr darin, als ich in dieser popeligen Rezension auch nur ansatzweise offenbaren könnte. 

Als Abschluss kann ich nur sagen, dass auch unsere Mütter Menschen sind, die Fehler machen aber ich finde, dass wir versuchen sollten auf sie zu zugehen und sie vielleicht sogar zu verstehen, auch wenn sie dennoch ein paar Geheimnisse vor uns haben...

In diesem Sinne hoffe ich, dass ich mit dieser Rezension niemandem auf die Füße getreten bin, vor allem hoffe ich, dass hier nichts missverstanden wurde und ihr euch bald auch einweihen lasst in die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern. 

Bis dahin ein dickes YA-YA!! und 

bis bald, 





Bei Ankas Lange Lesenacht Nr. 8 habe ich dieses Buch gelesen und dementsprechend auch noch einen Beitrag dazu verfasst. Nähere Infos findet ihr hier.

Produktinformationen
(ohne Gewähr)

Originaltitel: Divine Secrets of the Ya-Ya-Sisterhood
Autor: Rebecca Wells
Reihe/Einzelband: Einzelband
Seitenzahl: 444
Genre: Gegenwartsliteratur/Historischer Roman
Verlag: Goldmann Verlag
Erscheinungsjahr: 2002
Format: Taschenbuch
Gekauft/Geliehen: ausgeliehen
Bezahlt: 0,00 € (Preis soweit ich weiß: 8,- €)
Gelesen in: 5 Tagen

Sonstige Informationen: 2002 verfilmt unter dem gleichen Namen mit Sandra Bullock, u.v.a.





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