Montag, 8. April 2013

Kirschroter Sommer von Carina Bartsch



Um dieses Buch bin ich herumgeschlichen, wie damals um den ersten Band von
Shades of Grey. Es gab gute Kritiken, negative Kritiken und dennoch sprang mich das Cover aus jedem erdenklichen Bücherregal in den Läden an. Und auch hier habe ich es nicht bereut, nachgegeben zu haben, denn es gehört nun zu meinen Lieblingsbüchern…

Ich war gerade mal zur Hälfte mit dem Buch durch, da habe ich mir – vorsorglich- gleich den zweiten Teil zugelegt. Auf seinem Buchrücken steht „Geschichten muss man nicht nur lesen, man muss sie spüren“ und wenn jemals solch ein Text zutreffend war, dann dieser hier. Denn die Geschichte um Emely und Elyas spürt man wirklich… 

Aufmachung
Die  Aufmachung ist sehr gut gelungen, wenn ich mich nicht irre, ist diese sogar nach einer genauen Vorgabe der Autorin entstanden.

Das Cover ist einfach nur wundervoll und gibt die Geschichte gut wieder.

Auch die Kapitel sind schön unterteilt, hätten meiner Meinung nach aber auch ein bisschen kürzer sein können.

Flashbacks – also Situationen aus der Vergangenheit – wurden mit einer gesonderten Schriftart hervorgehoben, was das Lesen erleichtert hat, man wusste immer genau, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Aber hier kann ich auch anmerken, dass dieses nur einmal vorkommen wird.

Idee/Handlung
Der Klappentext lässt ja nun sehr viel Raum für Spekulationen. Natürlich ist hier einiges vorhersehbar (es sei denn ich lebe fernab der Realität und irre mich :D).

Ich konnte mich von der ersten Seite an in die Geschichte fallen lassen und kann da anderen, die vor mir schon eine Rezi verfasst haben, nur beipflichten, dass man hier sehr schnell nicht mehr zwischen Realität und Buch unterscheiden kann.

Ich war schon lange nicht mehr so in einem Buch gefangen, wie in diesem hier. Immer wenn ich das Buch zuschlug, hatte ich nicht eher Ruhe, bis ich es wieder zur Hand nahm. Ich hatte ja schon regelrecht Angst, dass die Handlung ohne mich weiter von statten gehen würde…(Gut, streicht diesen Kommentar bitte… Ich sagte ja: DIESES BUCH WICKELT EINEN EIN!!!)

Hier hat einfach alles gepasst, sogar der Sub-Plot, also die Handlung, welche die Nebencharaktere betraf, war super.

Was ich an diesem Buch so besonders fand war, dass die Protagonisten hier eine gemeinsame Vergangenheit haben. Sonst ist es ja immer Schema F: Mann trifft Frau – Big Love  – Probleme – Lösung, etc.

Hier ist es so, als würde man als letzter einen Raum betreten, und der Konflikt zwischen Emely und Elyas wäre schon längst im Gange.

Ich kann nur sagen, dass Idee und Handlung zu diesem Buch mich gänzlich überrollt und gefangen genommen haben und ich glücklich bin, dass ich an dieser Geschichte „leibhaftig“ teilhaben durfte. Es klingt bescheuert, ich weiß aber es ist so. 

Schreibstil

 
Erzählt wird die Story aus Emelys Sicht und ich kann Euch sagen: Es ist der absolute Wahnsinn!

Sie redet locker drauf los, als würde man gerade mit ihr einen Kaffee trinken (oder Tee :D) Sie benutzt ab und an mal Kraftausdrücke, aber gerade das macht Emelys Charakter umso authentischer.

Es gab so viele wundervolle Sätze, die in ihrer Art und Weise etwas Besonderes waren.
Mir sind nach einiger Zeit die Klebezettel ausgegangen und ich hätte – denke ich mal – nur die Seiten markieren sollen, auf denen es keine schönen Sätze gab…

Die Kraftausdrücke, die schönen Satzbauten gepaart mit intelligenten Dialogen, dazu noch eine Prise von „Eigenkreationen“ in Sachen Satzbau machen den Schreibstil von Carina Bartsch zu etwas ganz besonderem.

Lesetempo
Warum hat man ausgerechnet immer dann viel um die Ohren, wenn man gerade ein so tolles Buch wie dieses hier liest? Kann mir das mal bitte einer erklären?!

Es war wie verhext, entweder ich hatte Zeit zum Lesen und mir fielen nach drei Seiten schon die Augen zu, oder aber ich war glockenwach und bin aus Zeitmangeln nicht einmal dazu gekommen, das Lesezeichen herauszunehmen.

Wenn ich dann aber Zeit und genug Kaffee intus hatte, flogen die Seiten so sehr dahin, dass ich verblüfft war wie schnell das Buch ein Ende fand und ich glaube ich wäre durchgedreht, wenn die Geschichte von Emely und Elyas nur aus einem Buch bestanden hätte und ich mich somit schon von ihnen verabschieden müsste…

Unterhaltungswert
Von der ersten Seite an hat mich dieses Buch super unterhalten. Ich musste lauthals lachen über Emely, mit Emely über Elyas und Gott weiß wen noch. Dieses Buch ist einfach nur „Entertainment at it´s best“ Mit anderen Worten: Besser geht´s nicht…

Was ich hier interessant fand war, dass man auf der einen Seite viele Lacher präsentiert bekommt und dann im nächsten Moment erfolgt so einen Hieb in die Magengrube das man ins Grübeln gerät, und nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist.

Charaktere
Offen gestanden mag ich zu den Charakteren nichts sagen, denn ich finde man muss sie selbst erleben und ganz  unvoreingenommen kennen lernen.

Ich kann nur sagen, dass die Autorin sie zum Leben erweckt hat und sie so präsent waren, wie ich es seit langem nicht mehr erlebt habe und auch wenn ich den zweiten – und letzten – Band beendet habe, bin ich mir sicher, dass diese Charaktere mir für immer in Erinnerung bleiben werden, denn vergessen werde ich sie nie.

Emely kam mir sehr bekannt vor…(Hier überlasse ich jedem von euch die eigene Interpretation…)

Sie ist der Inbegriff des Sarkasmus, ist schlagfertig und lässt sich aber andererseits auch recht schnell aus dem Konzept bringen. Sie ist bodenständig und führt einen bescheidenen Lebensstil.  Sie ist tollpatschig und misstrauisch kurzum: sie ist eine der sympathischsten Protagonistinnen, die ich bei mir im Regal stehen habe und ich habe selten einen Buch-Charakter so gut nachvollziehen können wie sie.

Viele ihrer Ansichten konnte ich gut nachvollziehen. Dennoch hätte ich sie an manchen Stellen wirklich gerne mal durchgeschüttelt und gern versucht ihr verständlich zu machen, dass man sich vieles im Leben durch sein eigenes Handeln erschweren kann.

Aber jetzt werde ich mich besser zurückhalten, denn ich könnte noch die eine oder andere Lobeshymne auf diesen Charakter singen, aber wie gesagt, ihr müsst sie einfach selbst kennen lernen.

Emely ist eine Naturgewalt wie sie – ACHTUNG WORTWITZ – im Buche steht und ich hoffe, dass ihr sie bald kennen lernt.

Elyas ist ein großes, arrogantes, blödes A********! Bitte entschuldigt, ich versuche für gewöhnlich solche Kraftausdrücke zu vermeiden aber wir müssen hier das Kind definitiv beim Namen nennen.

Er studiert Medizin, fährt einen ♥ Mustang ♥, ist also der Inbegriff eines Snobs. Da ich aber von jeher ein Mensch bin, der seinem Gegenüber eine Chance gibt, habe ich diese auch Elyas eingeräumt. 

Er hat mich durch seine dreiste Art und seine Unverfrorenheit so oft zum Lachen gebracht, dass ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr wusste ob ich ihn lieben oder hassen sollte. Auch hier merke ich gerade wie ich ins Schwärmen komme und habe Angst euch einer eigenen Meinung über ihn zu berauben.  Ich kann nur sagen, dass ich Emely sehr gut verstehen kann wenn sie weder MIT noch OHNE ihn leben kann…

Bei den Nebencharakteren könnte ich genauso viel vom Stapel lassen, wie bei den Protagonisten.
Selbst jene, die nur einen kurzen Auftritt im Buch haben, sind präsent und haben sich in meiner Erinnerung eingebrannt.

Setting
Hier halte ich es kurz und knapp: Es spielt in Berlin und offen gestanden mochte ich diese Stadt noch nie so besonders, ich weiß nicht warum. Dennoch hat die Autorin es geschafft, mir diese Stadt etwas schmackhaft zu machen.

Sie hat mir als Leser eine genaue Vorstellung der unterschiedlichen Schauplätze geboten ohne dass es überladen wirkte.  Einfach nur brillant!

Überraschungen
Vorhersehbar ist in diesem Buch nur eine Sache und ich wäre überrascht, wenn ich da falsch liegen würde ^^ (Die Auflösung wird wohl erst im zweiten Band erfolgen).

Das ist so ein Faktor, den ich leider bemängeln muss, denn da hätte ich ruhig etwas mehr erwartet.

Wenn ich es dann aber mal auseinander nehme, hat Elyas mich allein durch sein Verhalten und sein ständiges, unvorprogrammiertes Auftauchen so sehr überrascht, dass ich dann doch wieder sagen kann, dass dieses Buch einige Überraschungen parat hält. Und auch die Sprüche, die Emely ihm an den Kopf wirft lassen einem die Kinnlade herunterfallen.

Umsetzung
Muss ich zu diesem Punkt überhaupt noch etwas sagen? Ich liebe dieses Buch und es hat meine Erwartungen total übertroffen. Die ganzen negativen Bewertungen muss man akzeptieren, aber offen gestanden kann ich sie ganz und gar nicht nachvollziehen.

Ab und an hat man sogar noch ein paar gute Bands von der Autorin präsentiert bekommen und wenn man zu einer bestimmten Szene das entsprechende Lied nebenbei laufen lässt, gewinnt die Geschichte gleich noch das doppelte an Intensität.

Auch das einige Andeutungen vom Anfang gegen Ende des Buches einen Abschluss/eine Erklärung finden hat mich sehr zufrieden gestellt.

Kurzum man ist mittendrin – ich kann mich nur wiederholen – man leidet mit Elyas bei jeder Abfuhr und zerbricht sich gemeinsam mit Emely den Kopf.

Nachdenklichkeit
Schon gleich die Frage auf dem Buchrücken, hat mich nachdenklich gestimmt: „Würdest Du deiner ersten Liebe eine zweite Chance geben?“ Gute Frage, nicht wahr?

Und das war erst der Anfang einer ganzen Liste von Fragen, die ich auch nach Beenden des Buches noch nicht so ganz abgearbeitet habe:

- Sollte man im hier und jetzt leben und den Menschen eine zweite Chance geben, oder auch ein 
  bisschen auf die Vergangenheit hören?

- Was ist damals zwischen Emely und Elyas passiert?

- Ist in der Freundschaft und in der Liebe alles erlaubt, oder gibt es auch Grenzen?

- Gibt es vielleicht Menschen, die so gleich sind, sich in Bezug auf ihren Charakter so ebenbürtig sind, dass sie - wie Emely und Elyas - nicht miteinander und nicht ohne einander können? Durch eine Art Hass-Liebe miteinander verbunden sind? Sich und ihrem Glück quasi im Wege stehen und das Offensichtliche nicht wahrhaben wollen aus Angst, vor dem anderen als erster nachzugeben?

- usw.

Es wurden so verdammt viele Thesen aufgestellt, über die ich ständig nachdenken musste, ach was rede ich da, man denkt rund um die Uhr an dieses Buch! An die Handlung und an die Thesen, so war es zumindest bei mir und selbst nach Beenden des Buches laufen meine Gedanken über diese Geschichte auf Hochtouren, zumal ich in Bezug auf eine Sache ziemlich genau weiß, wovon die Autorin spricht und es gut nachvollziehen kann...

Bildungswert
Dieses Buch hat mir Edgar Allen Poe gebracht. Einen Autor, um den ich immer einen großen Bogen gemacht habe, da ich nicht in ein Clichée abdriften wollte. Dennoch werde ich mir bald etwas von ihm zulegen..

Dieses Buch hat auch in emotionaler Richtung einen Bildungswert, wenn man ihn erkennt und dementsprechend umsetzt (Siehe auch „Nachdenklichkeit“).

Es hat mir noch einmal vor Augen geführt, dass es immer besser ist, Unklarheiten gleich anzusprechen und zu bereinigen als darum herumzutänzeln und zu spekulieren. Es hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich meinen Stolz ab und an einmal vergessen sollte, denn offen gestanden, habe ich diesen Fehler in meiner Vergangenheit schon einmal gemacht und ich frage mich teilweise heute noch, ob es hätte anders laufen können…



Braucht diese Rezension ein Fazit? Kauft das Buch, lest es! Selbst jetzt wo ich mit Grippe im Bett liege und weiß Gott keinen klaren Gedanken fassen kann, lässt mich diese Geschichte nicht los. Den zweiten Band habe ich schon angefangen. Da ich auf meinem SuB noch einige Bücher aus der Bibliothek liegen habe, werden Emely und Elyas noch ein Weilchen warten müssen, bevor ich mich wieder ganz in ihre Geschichte fallen lassen werde…

Originaltitel: -
Autor: Carina Bartsch
Reihe/Einzelband: Band 1 von 2
Seitenzahl: 512
Genre: Jugendbuch
Verlag: Rowohlt Verlag
Erscheinungsjahr: 2013
Format: Taschenbuch
Gekauft/Geliehen: Virgin Buchhandlung
Bezahlt: 9,99 €
Gelesen in: 8 Tagen

Ohne Gewähr









 






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