Montag, 8. April 2013

Gut gegen Nordwind





Handlung
Emmi Rothner möchte per E-Mail ihr Abo der Zeitschrift „Like“ kündigen, doch durch einen Tippfehler landen ihre Nachrichten bei Leo Leike. Als Emmi wieder und wieder E-Mails an die falsche Adresse schickt, klärt Leo sie über den Fehler auf. 

Von nun an schreiben die beiden sich regelmäßig. Sie befinden sich irgendwo zwischen absoluter Fremdheit und tiefer Intimität. Die Bindung der beiden wird immer enger, bis sie eines Tages vor der Frage stehen, ob sie sich treffen werden und ob sich dadurch vielleicht alles ändern kann....


                                           Meine Meinung                                           


Nachdem mich dieses Buch genauso verfolgt hat wie damals „Shades of Grey“ habe ich mir ein Herz gefasst und mir es in der Bücherei ausgeliehen. Das habe ich dann im Nachhinein bereut, denn ein Kauf hätte sich bei diesem Buch definitiv gelohnt.

Aufmachung
Hier muss ich ein klein wenig meckern: Die Aufmachung hat mir ganz und gar nicht gefallen!

Es soll scheinbar die Protagonistin darstellen, die nicht schlafen kann. Nun frage ich mich, welche Frau mit einer „Victory Roll“ aus den 40ern/50ern zu Bett geht (Das ist die Frisur die sie hat, an der Seite ist das Haar eingerollt). Ich selbst trage sie sehr häufig und kann nur sagen, dass sie sehr empfindlich ist. Aber gut, das war noch das kleinere Übel und spielt ja nun auch keine so große Rolle in dieser Rezension. Ich mag das Cover einfach überhaupt nicht und hätte ich nicht überall gute Kritiken über „Gut gegen Nordwind“ gelesen, hätte mich dieses Buch ganz und gar nicht angesprochen.

Was ich auch etwas schlecht dargestellt fand, war die Aufteilung der E-Mails. Man stieg zwar vom Anfang bis zum Ende durch, ich persönlich hätte es jedoch so gestaltet, wie wir die
E-Mails kennen mit Absender, Empfänger und Datum. Der Autor hat sich hier für eine andere Art der Darstellung entschieden. Schade. 

Idee/Handlung
So und nun fange ich mal mit den Lobeshymnen an:
Die Idee zu diesem Roman ist einfach nur umwerfend. Von den ersten Seiten an musste ich an den Film 
„E-Mail für dich“ denken, den ich sowieso über alles liebe. Die Atmosphäre war für mich die gleiche, daher denke ich, dass dieses Buch jedem gefallen würde, der auch besagten Film mag.

Schreibstil
Ich kann mich nicht daran erinnern in einem Buch jemals so viele Zitate herausgeschrieben zu haben, wie bei diesem hier. Gerne würde ich an dieser Stelle zitieren, aber da ich nicht weiß, ob es ggf. negativen Anklang finden könnte, lasse ich es lieber. 

Was ich richtig beeindruckend fand: D. Glattauer hat quasi ZWEI Schreibstile in diesem Buch gehabt: Zum einen den von Leo Leike und dann noch den von Emmi Rothner. (Ich muss jedoch gestehen, dass mir der von Leo etwas besser gefallen hat, als der von Emmi. )

Alles in allem ein sehr guter Schreibstil!

Lesetempo
Das ich für dieses Buch nicht lange brauchen würde, war mir von Anfang an klar. Aber es an einem Tag komplett lesen?! Bei meinem täglichen Zeitplan ein Wunder. 

Die Handlung plätscherte zwar an einigen Stellen dahin, aber ich konnte einfach nicht aufhören. Also ist auch hier alles richtig gemacht worden, denn der Autor hat es geschafft, dass ich das Buch ungern aus der Hand legen wollte.

Unterhaltungswert
Muss ich hierzu noch etwas sagen? Sehr gute Unterhaltung meine Lieben! Ich musste mich echt zusammenreißen, um vor Lachen nicht das ganze Haus zu erschrecken.

Aber ich muss auch ein wenig tadeln: Herr Glattauer hat hier auf gemeine Art Katz und Maus mit mir gespielt. Immer wenn ich dachte: „Oh wow, endlich treffen sie sich!“, kam der Zonk und ich wurde auf ein anderes Mal  vertröstet. Das Gute daran war, dass ich mich dadurch noch besser in die beiden Charaktere hineinversetzen konnte und mir sehr gut vorstellen konnte, was in ihnen gerade vor sich ging. 

Charaktere
PERFEKT! 

Emmi wirkt auf mich sehr jung/jung geblieben und es war für mich, als (fast)Gleichaltrige, beruhigend zu sehen, dass man nicht immer so alt sein muss, wie es auf dem Personalausweis steht.

Allerdings fand ich sie manchmal auch ein wenig nervig und naiv. Das stelle ich jedoch ihrem privaten Umfeld in Rechnung und von daher kann ich Emmi nur als einen Menschen beschreiben, der mit sich und seinem Leben nicht so ganz im Reinen ist und sehr viel verdrängt. Es ist ja auch sehr viel leichter, sich hinter seinem Computer zu verstecken und den Blick auf die eigentliche Umgebung zu verschleiern…

Sie hat sich eine Welt erschaffen, für die sie von ihrem Umfeld bewundert wird. Sie sitzt wie eine Prinzessin im Turm und wird von den Schaulustigen unten bewundert und beneidet. Was niemand von ihnen beachtet, ist die Tatsache, dass sie dort oben ganz alleine sitzt. Da tut sie  mir schon ein wenig leid, denn ich stelle es mir echt heftig vor wie es sein kann, wenn man sich in einer Beziehung auseinander lebt und nur noch nach dem Schema der Gewohnheit funktioniert. 

Emmi ist sehr oberflächlich, was ich überhaupt nicht mag an Menschen. Darüber hinaus hatte ich sehr oft das Gefühl, dass sie so sehr auf ihr eigenes Empfinden fokussiert ist, dass sie vieles von Leo gar nicht mitbekommen hat. Er hat ab und an mal ein paar Andeutungen gemacht, ihr Tipps gegeben, die aber nicht zu ihr durchgedrungen sind. Sie ist auf der einen Seite sehr von sich überzeugt und braucht dann aber, oder gerade deswegen, sehr viel Bestätigung von ihrem Umfeld. Etwas, das ich persönlich sehr Besorgnis Erregend finde.

I ♥  Leo Leike! Ein super Charakter und ganz klar mein Favorit in diesem Buch. Er wirkt um vieles reifer, als Emmi und hat sie scheinbar sehr ausgiebig studiert, zumindest scheint er sie nach einem Jahr in- und auswendig zu kennen. Er gibt in diesem Buch den Ton an und bestimmt das Tempo. Zu ihm möchte ich hier nicht näher eingehen, denn ihn muss man lesen um ihn zu verstehen…

Auch ein paar Nebencharaktere werden in den E-Mails erwähnt. Sie sind da, stehlen den Protagonisten jedoch nicht die Show.
Setting
Ich nehme mal an, dass ihr diese Rezi auf eurem PC lest? (Rhetorische Frage) Demzufolge habt ihr das Setting gerade vor Augen und ich muss sagen, ich fand es sehr gut. Man hat sich auf die Geschichte der beiden konzentriert und war nicht noch damit beschäftigt, sich ein genaues Bild der Umgebung im Kopf zusammenzubasteln.

Überraschungen
Es gab verdammt viele davon...
Mit einigen habe ich gerechnet, mit einigen nicht. Bei einigen schrie ich laut „Bitte was?!“, so dass mein Freund angerannt kam um zu gucken, ob alles o.k. ist. 

Ich glaube ich muss dazu nicht mehr viel sagen, solche Szenen sprechen ja schon sehr dafür, dass mich dieses Buch gefesselt hat. Womit wir auch schon bei der

Umsetzung
wären. Hier muss ich gestehen, dass der Autor meine Erwartungen übertroffen hat und ich bei weitem nicht mit so einem tollen Buch gerechnet hätte.

Ich musste hier lachen, grübeln, bangen. Ich war wütend, gerührt, beschämt und vor allen Dingen traurig, als das Buch zu Ende war.

Von der Idee bis zur Umsetzung hat D. Glattauer ganze Arbeit geleistet. 

Nachdenklichkeit
Und WIE nachdenklich mich dieses Buch gemacht hat. Fragen wie:

„Was bringt einen dazu, sich auf so etwas einzulassen?“
„Kann im realen Leben so viel fehlen, dass man in so eine Situation gerät?“ 
„ Warum redet sie nicht mit Ihrem Ehemann über alles?“
„ Sind manche Menschen echt für jede erdenkliche Art der Kommunikation offen?“ 

usw. Ich war voll dabei und dieses dünne Buch hat mich mehr zum Nachdenken gebracht als irgendwelche anderen Wälzer in meinem Regal…

Bildungswert
Sehr gut, sachlich wie auch emotional habe ich hier einiges dazugelernt und sehe nun sehr vieles aus einem anderen Blickwinkel. Danke Herr Glattauer.

                                                   Fazit                                                 


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Ein Highlight!
Dieses Buch hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen!


Ich habe dieses Buch ohne jegliche Erwartungen gelesen und bin restlos begeistert!

Den Folgeband „Alle sieben Wellen“ werde ich definitiv auch noch lesen und bin
gespannt, wie es weitergeht mit Emmi, Leo und dem Like-Abo…

In diesem Sinne, bis bald


Produktinformationen
(ohne Gewähr)

Originaltitel: -
Autor: Daniel Glattauer
Reihe/Einzelband: Band 1 von 2 (soweit ich informiert bin)
Seitenzahl: 224
Genre: E-Mail-Roman/Brief-Roman
Verlag: Goldmann Verlag
Erscheinungsjahr: 2008
Format: Taschenbuch
Gekauft/Geliehen: ausgeliehen
Bezahlt: 0,00 € (Preis soweit ich weiß: 7,95 €)
Gelesen in: 2 Tagen


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