Montag, 8. April 2013

Die Knebel von Mavelon




Handlung
Wir schreiben das Jahr 1534 und befinden uns somit im tiefsten Mittelalter.
In einem kleinen Ort namens Münzenberg, in der Gemarkung Mavelon, lebt die 17 jährige Lilian Knebel ein bescheidenes Leben.

Bis sie eines Tages den Fehler macht und gemeinsam mit ihrer Freundin Cäcilie die Zusammensetzung der Antibaby-Pille entdeckt. Beide werden zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Ihre Freundin und Testobjekt Konstanze hat Glück, denn sie soll „nur“ enthauptet werden. Die drei „Hexen“ können  vom Glück reden, dass Lilian eine ziemlich enge Freundschaft mit ihrem Scharfrichter Bertram verbindet, denn dieser und ein depressiver Hofnarr verhelfen ihnen noch rechtzeitig zur Flucht…

Es beginnt eine Reise quer durchs Land, auf der sich ihnen immer mehr gebeutelte Seelen anschließen. Viele von ihnen kennen wir aus der Geschichte…


                                           Meine Meinung                                           


Ach, wo soll ich nur anfangen? Vielleicht beim Anfang? Macht Sinn!

Angefangen habe ich dieses Buch, im Wartezimmer meines Zahnarztes, was sich nach den ersten Seiten als Fehler herausstellte, denn mich überkam ein Lachanfall nach dem anderen.

Ich war also in einem Raum voll mit anderen Patienten, die vermutlich  an nichts anderes als Bohrer und Füllungen, oder gar schlimmeres, denken konnten. Wenn dann noch jemand wie ich da sitzt und alle paar Minuten lauthals loslacht... Tja, mich hätte es nicht gewundert, wäre ich an diesem Tag auch auf dem Scheiterhaufen gelandet. Aber nun gut hier meine Eindrücke zu 
„Die Knebel von Mavelon“

Aufmachung
Die Venus in Ringelstrümpfen?  Genial!
Vor allem erfahren wir am Ende des Buches, was es damit auf sich hat…

Ansonsten ist es ein normales Taschenbuch was ein paar nette Akzente hat, wie z. B. eine Landkarte von Lilians Heimat aus dem Jahre 1534.

Darüber hinaus ist der Anfang eines jeden Kapitels durch einen mittelalterlichen Buchstaben hervorgehoben, was ich auch sehr hübsch finde.

Idee/Handlung
Die Idee zu dieser Geschichte finde ich sehr gut. Mir war von vornherein klar, dass hier z. B. auch sehr viele kirchenkritische Aspekte angesprochen werden und vor allem Dingen auch auf die Rolle der Frau zu dieser Zeit näher eingegangen wird. Zwei Punkte, die mich schon immer sehr zum Nachdenken gebracht haben.

Alles ist gut aufeinander abgestimmt und man wird langsam ins Mittelalter katapultiert und ist am Ende traurig darüber wieder im hier und jetzt zu sein.

Schreibstil
Den Schreibstil fand ich ausreichend. Es wurde alles aus Lilians Sicht beschrieben, was eine Mischung aus pubertierendem Teenager und mittelalterlichem Vokabular gewesen ist.

Irgendwie spannend, aber auf der anderen Seite kein Schreibstil, der mir länger in Erinnerung bleiben wird.

Lesetempo
Für gewöhnlich wäre das ein Buch gewesen, das ich an einem Tag verschlungen hätte. War ich gerade z. B. mit der Hausarbeit beschäftigt, konnte ich es nicht abwarten, wieder zurück nach Mavelon zu gehen.

Es ist ein Buch, das aufgrund der Charaktere und Szenen gar nicht aus der Hand gelegt werden kann, weil man einfach versessen darauf ist, was als nächstes passiert, oder wer als nächstes auftaucht. Es hätte wirklich nur noch Elvis gefehlt…

Unterhaltungswert
Bombastisch! Ich habe zum einen regelrechte Krämpfe im Gesicht bekommen vor Lachen und musste dann auf der anderen Seite auch sehr stark darüber nachdenken, wie es den Frauen und weniger „normalen“ Menschen in dieser Zeit ergangen ist. Mit Fairness hatte dies selten zu tun und auch nicht mit gesundem Menschenverstand.

Die Situationskomik ist etwas, die mir so noch nie vor die Augen gekommen ist. Ich habe mich teilweise wirklich nicht mehr eingekriegt und dachte nur: Mehr geht nicht. Steffi von Wolff hat  mich dann aber schon auf der nächsten Seite eines besseren belehrt…

Charaktere
Sehr gut! Wen ich hier nicht alles getroffen habe…
Sei es nun ein Scharfrichter, der kein Blut sehen kann und den Job eigentlich auch  nur ausübt, weil er es seinem Vati auf dem Sterbebett versprochen hat, oder aber ein depressiver Hofnarr mit Hang zur Melodramatik der an mehr Phobien leidet als sonst jemand auf dieser Erde, bis hin zu….

Nein! Ich werde zu den Charakteren nichts weiter sagen. Ihr sollt sie selbst entdecken! Es ist unglaublich, wen Steffi von Wolff alles an Lilians Seite geschickt hat. Es hat mich ein wenig an die Geschichte von der „Goldenen Gans“ erinnert, wo es immer mehr Personen wurden.

Obwohl es nach einiger Zeit wirklich viele sind, behält man als Leser den Überblick und  die meisten von ihnen werden mir sehr fehlen. 

Selbst die Tiere, die unsere Helden auf ihrer Flucht begleiten, haben eine eigenständige Persönlichkeit (-sstörung) verpasst bekommen und obwohl sie nicht ein einziges Wort von sich geben, sind sie sehr authentisch dargestellt und haben mich sehr oft zum Lachen gebracht.

Setting
Das Setting ist auch sehr schön gestaltet. Gut das Wort „schön“ kann man meiner Meinung nach mit dem Mittelalter nicht in einem Atemzug nennen, aber die Autorin hat mich in eine andere Welt katapultiert und ich glaube nicht, dass man es hätte besser machen können.

Man konnte sich die Tristesse dieser Ära bestens vor Augen führen und die Tatsache, dass sie einiges aus unserer Zeit noch mit eingebaut hat, ist einfach nur genial.

Überraschungen
Wenn man überhaupt nicht genau weiß, wohin die Reise führt, kann es von Überraschungen doch nur so wimmeln, nicht wahr?

Ich persönlich hätte mir hier noch etwas mehr von den „Oh Gott“-Momenten herbeigewünscht und kann den Überraschungsfaktor nur als „befriedigend“ titulieren, leider.

Natürlich gab es einige Momente, und Szenen UND VOR ALLEM PERSONEN mit denen ich nicht in einer Million Jahren gerechnet hätte aber etwas hat mir hier dennoch gefehlt.

Umsetzung
Das Buch hat gehalten, was mir versprochen wurde. Trotz meiner negativen Kritik in Bezug auf die Überraschungen hat mir dieses Buch sehr gute Unterhaltung geboten und Steffi von Wolff hätte es nicht besser machen können.

Nachdenklichkeit
Der Nachdenklichkeits-Faktor war ausreichend, aber mal ehrlich: Ich WOLLTE hier auch gar nicht groß nachdenken, sondern einfach nur eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte erleben, an der vielleicht ein Funken Wahrheit hängt.

Na klar wurde mir hier mal wieder vor Augen geführt, dass eine Frau zu dieser Zeit gleich eine Hexe war, sobald sie lesen (OH GOTT SIE KANN LESEN!!!!!!) oder logisch denken konnte – sprich eine Gefahr für das männliche Geschlecht darstellte.

Da ist es natürlich ein leichtes zu sagen „Sie ist eine Hexe, auf den Scheiterhaufen mit ihr“ als eine Diskussion zu riskieren, wo das WEIBSBILD auch noch mit logischen, korrekten Gegenargumenten auffährt.

Bildungswert
Ich weiß jetzt, dank des Scharfrichters Bertram, dass es viele Möglichkeiten gibt, jemanden hinzurichten und das dabei auch eine Menge schief gehen kann. Für Freunde des schwarzen Humors wie mich, ein Festmahl in diesem Buche sage ich euch…

Ansonsten kann ich zum allgemeinen Bildungswert  sagen, dass man hier mit einigen Ereignissen aus der Geschichte des Mittelalters konfrontiert wird. Gut bei manchen musste ich dann doch mal googlen weil ich dachte „Moment, das kenn ich jetzt aber anders“ und musste dann feststellen, dass ich Recht behielt und Steffi von Wolff dem Charakter nur einen kleinen Feinschliff verpasst hat.

Für eine der Personen freut es mich denn in Wahrheit wurde sie stehend enthauptet…

                                                   Fazit                                                 


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Super Buch!
Meine Erwartungen wurden im vollen Umfang erfüllt.


Es gibt viele negativen Bemerkungen zum Buch. Das wundert mich aber nicht, denn ich denke mal, dass einige viel zu verbissen an dieses Buch herangegangen sind und ständig die Fakten der Geschichte mit den Worten von Frau von Wolff verglichen haben. Habe ich am Anfang ja auch. (s.o.) Das sollte man jedoch nicht tun und ich bin froh, dass ich das schnell gemerkt habe.

Schon auf den ersten Seiten habe ich gedacht „Wenn Du das Buch zu ernst nimmst, wirst Du es nicht mögen“ und als mir das bewusst wurde fing ich an die Geschichte zu lieben. Es ist banal, übertrieben, böse und so gut, dass ich mir dieses Buch auch für meine Bibliothek zuhause anschaffen werde nur damit ich in ein paar Jahren zurück zu Bertram, Laurentius (depressiver Hofnarr), Luzifer (ein ehemaliger Mönch) und zu Lilien „Die Knebel von Mavelon“ ins Jahr 1534 reisen kann. 

In diesem Sinne, bis bald


Produktinformationen
(ohne Gewähr)

Originaltitel: -
Autor: Steffi von Wolff
Reihe/Einzelband: Einzelband
Seitenzahl: 320
Genre: Fantasy
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Erscheinungsjahr: 2006
Format: Taschenbuch
Gekauft/Geliehen: ausgeliehen
Bezahlt: 0,00 € (Preis soweit ich weiß: 7,95 €)
Gelesen in: 4 Tagen


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